Bon Jovi – RheinEnergie Stadion 22. Juni 2013
Erstellt von Daniel Mohr am Samstag 6. Juli 2013
Weiter geht die Konzert-Saison!
Und diesmal mit einem Trip in die Vergangenheit. Vor ziemlich genau 17 Jahren hatte ich schon einmal das Vergnügen, Bon Jovi im (damals noch) Müngersdorfer Stadion zu erleben.
Allerdings hat sich schon einiges geändert. Damals war Einlass um 13.30 Uhr, es gab (mindestens) 3 Vorbands, und das Publikum war im Schnitt 17 Jahre jünger 😀
Die Erinnerungen an Damals sind nur noch Bruchstückhaft vorhanden. Ich erinnere mich noch an die Vorbands „Milch auf Ex“ (aufgrund des Jubels von 30.000 Leuten, als sie ihr letztes Lied angekündigt haben), Joan Osbourne (hab ich erst gegen Ende erkannt; Ansage verpasst und damals gabs halt noch kein Internet zum vorher Informieren) und H-Blockx (eine gute Vorband. Hauptact: naja, aber eine gute Vorband). Dazu das geniale Intro von „Lay your hands on me“ mit kompletter Marching-Kapelle auf der Bühne. (Hier ein zugegebenermaußen schlechtes Video der gleichen Tour einen onat vorher in Yokohama)
Ok, die Zeiten ändern sich. Einlass ist heutzutage erst um 17.30 Uhr, „Vorband“ gibts nur noch eine, und die ist dann Christina Stürmer. Ok, man kann sich ein paar Lieder von ihr recht gut anhören (bei der NOTP hat es gut gepasst), aber als Stadionanheizer: neeeeeeeeeeeeeeeee.
Sie wirkte auch etwas winzig und verloren auf der Bühne: Lichtshow gab es so gut wie keine und Videowall durfte nicht verwendet werden (bzw. nur zur Einblendung des Logos). Nun ja, auch bei John Bon Jovi scheinen ein paar Starallüren Einzug zu halten.
Apropos Videowall: bei Ansicht der Bühne fielen mir da noch so ein paar „kleine“ Unterschiede auf. Hatte man 1996 noch Unmengen an Gerüst und Planen gebaut, um überhaupt ein im Tageslicht sichtbares Bild zu projezieren, ist das heute doch um einiges einfacher: LED-Schirm hinhängen, fertig. Konsequenz: die Bühne ist vielleicht noch halb so tief wie früher. Man kann also einen Sitzplatzblock rechts und links im Stadion mehr verkaufen und bekommt auch mehr Leute in den Innenraum.
Die Bühne an sich erzeugte dann aber wieder einen entsprechenden Aha-Effekt. Das Bühnendach war die Front eines überdimensionalen Buick. Darüber: LED-Wand. Die Scheinwerfer: LED-Wand (wenn auch nur weiße LED; dafür verdammt hell). Die Bühnenkanten: LED-Wand. Die Arbeit des Show-Designs besteht heute nicht mehr daraus, die Scheinewrfer geschickt zu positionieren, sondern nur noch aus der entsprechenden Videowall-Programmierung.
Offensichtlich hatte Bon Jovi aber schon erkannt, das das so mit Christina Stürmer mit dem einheizen nicht funktionierte: kurzerhand spielten sie erst als ihre eigene WarmUp-Band „Rocking all over the world“, womit das Stadion dann auch direkt richtig ans toben kam, um dann erst (wie sonst üblich) mit „Thats what the water made me“ einzusteigen. Spätestens nach „You give love a bad name“ und „Raise your hands“ gab es kein Halten mehr, die Tribühnen standen nahezu geschlossen, und das Publikum sang so laut, das die PA locker übertönt wurde.
Es zeigte sich ein weit verbreiteter Effekt: je älter das Lied, desto lauter das Publikum. Die neueren, etwas unbekannteren Lieder wurden nur vereinzelt mitgesungen, und waren vielen auch kaum oder gar nicht bekannt. Die meisten waren dann doch da, um in alten Zeiten zu schwelgen (ich ja auch…).
Man muss aber neidlos anerkennen: die Jungs haben es noch drauf. John Bon Jovi post wie in alten Zeiten, ohne dabei peinlich zu wirken. David Bryan und Tico Torres scheinen vom Altern auch ausgenommen zu sein. Hugh McDonald war wie üblich kaum zu sehen. Interessant diesmal der Gitarrenpart: Bobby Bandiera spielte am Anfang mehr Soli als der eigentliche Richie Sambora Ersatz Phil X.
Schon immer gelten Bon Jovi als eine der besten Coverbands der Welt, auf nahezu jeder Tour wurden auch immer wieder Stücke anderer Künstler gecovert, diesmal direkt als Opener, dazu noch „Pretty woman“ und „Roadhouse blues“ in „Bad medicine“.
Auch Christina Stürmer durfte nochmal mit auf die Bühne, „Who says you can´t go home“ wurde als Duett von ihr und John gesungen. Wobei ich mich frage: wieso nicht ein Lied, wo sich das Duett anbietet (z.B. Living on a prayer, siehe „This left feels right“).
Man fühlte sich aber einfach gut nach der Show: über 2,5 Stunden, über 25 Songs, ausgepowert vom Mitsingen, alles bestens.
Alles? Man hatte das Gefühl, irgendwas fehlte. Ok, eine Band mit diesem Repertoire kann nicht mehr alle Hits spielen (es fehlten z.B. „Always“ „Bed of roses“ „Lay your hands on me“ „These days“), wobei die Setlist von Show zu Show variiert und zumindest die Balladen immer mal wieder gespielt wurden.
Und wenn man dann ein zweites Mal darüber nachdenkt, merkt man, was bzw. wer fehlt: Richie Sambora.
Und zwar nicht, wie viele in Fanforen oder ähnlichem beklagt haben, weil er ein Gitarrengott ist. Es ist wahrlich nicht schwer einen Gitarristen zu finden, der so gut spielt, wie Richie Sambora (ich habe mindestens 3 in meiner Facebook-Freundesliste).
Aber VIELE (und zwar wirklich viele) Bon Jovi Stücke funktionieren aufgrund der 2. Stimme von Richie. Und die konnte Phil X nicht ersetzen.
So bleibt zu hoffen, das die Streitigkeiten beigelegt werden, und die nächste Tour wieder mit Richie stattfindet. Vielleicht komme ich dann auch nochmal (aber nur vielleicht).