Mike & the Mechanics (Kultur Pur)
Erstellt von Daniel Mohr am Sonntag 19. Mai 2013
So, nach längerer Pause auch nochmal ein Konzertbericht. Ich war zwar auch 2012 auf einigen Konzerten unterwegs, aber das Schreiben habe ich etwas vernachlässigt. Das holen wir dieses Jahr nach!
Los geht die Konzertsaison wie so oft an Pfingsten auf Kultur Pur. Schon seit Jahren ist es eigentlich traditionell so, das ich versuche zumindest eines der Konzerte zu besuchen. Da das Programm immer recht gut gemischt ist, ist eigentlich auch immer etwas für jeden dabei (Ausnahme: 2012 sagte mir nun so wirklich gar nichts zu). Dieses Jahr gab es auch wieder einige Auswahl: Roger Hodgson war allerdings schnell ausverkauft, Stanfour + Luxuslärm als Doppelkonzert wäre mir zu anstrengend gewesen.
Aber es stand auch ein weiterer Klassiker auf dem Programm: Mike & the Mechanics gaben sich die Ehre im Wald.
Nun hat sich in der Band einiges verändert. Nach der Zeit der größten Hits in den 80er und 90er Jahren starb überraschend Paul Young im Jahr 2000. Der zweite Lead-Sänger Paul Carrack stieg 2006 aus der Band aus, die danach eigentlich schon für tot erklärt wurde, auch von Mastermind Mike Rutherford selbst.
Nach der letzten Genesis-Tour wurde ihm aber wohl wieder etwas langweilig, so dass er die Band 2010 in neuer Besetzung wieder auferstehen ließ. Und auch diesmal mit einem Händchen für die perfekte Besetzung. Als Sänger wurden Tim Howar und Andrew Roachford gewonnen. Letzterer war sogar schon mal bei Kultur Pur: 2005 zusammen mit Mousse T. Und bereits damals hatte mich sein Auftritt sehr beeindruckt. Ergänzt wird das Line-Up durch den langjährigen Drummer Gary Wallis, dem Gitarristen Andrew Drennan und dem Multiinstrumentalisten Luke Juby, der meist Keyboard spielte, aber auch Bass oder Saxophon, und offensichtlich beim Wettpfeifen der dritten Strophe von „Over my shoulder“ mit weitem Abstand gewonnen hatte und auch diese Aufgabe daher übertragen bekam.
Das Konzert begann erstmal mit einem „Schockmoment“: Wolfgang Suttner, Chef von KulturPur! betrat die Bühne. Meist ein schlechtes Zeichen wiegelte er aber direkt ab „keine Angst, es ist nichts passiert“ und nahm sich die Freiheit, das Publikum persönlich zu begrüßen und auch kurz nochmal ein paar Hauptsponsoren zu danken. Und dann ging es auch schon los.
Ohne großen Zirkus kam die Band auf die Bühne, und begann auch direkt mit einem allseits bekannten Hit „A beggar on a beach of gold“. Und da zeigte sich auch direkt die Stärke des Konzertes: es reihte sich Hit an Hit. Und ganz oft konnte man im Publikum einen Aha-Effekt entdecken, denn Mike & the Mechanics waren eigentlich nicht die Riesen-Chartstürmer, aber unheimlich viele Lieder hatten (und haben immer noch) massives Airplay, wie das so schön heißt: es vergeht wohl kein Tag, auf dem auf WDR2 (als Beispiel) nicht mindestens ein Mike & the Mechanics Song gespielt wird.
Nach dem „seichten“ Einstieg ging es dann mit dem 2. Stück richtig los: „Get up“ war Aufforderung und Programm zugleich. Danach gab es mit „Try to save me“ erstmals ein Stück vom neuen Album. Nach „Another cup of coffee“ dann noch ein zweites unbekanntes Stück (vermutlich „The Road“). Und damit war der „langweiligste“ Punkt des Konzertes schon erreicht! Und nicht, das es wirklich langweilig gewesen wäre, auch die neuen Stücke sind gut (aber halt unbekannt). Nun wurde aber mit „Throwing it all away“ der erste Genesis-Klassiker (mit prägnanten Gitarren-Riff) ausgepackt, der natürlich sehr gefeiert wurde. Direkt danach gab Roachford seinen Solo-Hit „This Generation“ zum Besten, auch dieser ist aus dem Radio relativ bekannt, und die Performance war überragend!
Danach dann ein „Acoustic“-Set mit insgesamt 3 Stücken. Hier dann auch so nette Klassiker wie „Whenever I stop“.
Und nun wurde schon zum langen und ausdauernden Endspurt angesetzt. Dem Klassiker „Silent Running“ folgte die 2. Solo-Darbitung von Roachford, gefolgt von „Follow you, follow me“ und (für mich überraschend) „I can´t dance“. Ich hätte nicht gedacht, das sie einen der ganz großen Genesis-Hits anpacken. Andererseits war es sehr angenehm zu merken, das das Publikum die Genesis-Songs zwar natürlich feierte, aber nicht 2000 Genesis-Fans im Zelt saßen, die einzig und alleine nur auf diese Stücke warteten. Mit „the Living Years“ und „All I need is a miracle“ endete das reguläre Set.
Als „Zugabe“ (eigentlich ist das heutzutage albern, die „Zugabe“ ist geplant, und eine wirkliche Zugabe gab es auch diesmal nicht, obwohl das ganze Zelt tobte nach dem letzten Lied: Licht an, Bühne abbauen, Ende) gab es dann noch „Over my shoulder“ und „Word of mouth“ incl. einer Ausführlichen Bandvorstellung.
Insgesamt dauerte das Konzert ca. 1 Stunde und 40 Minuten. Durchaus viel Zeit und in diesem Fall auch außerordentlich kurzweilig.
Andrew Roachford und Tim Howar sind zwei gigantisch gute Sänger, mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen. Roachford ist eher der Clown, spielt auch noch Keyboard wenn erforderlich, hat ein wenig Soul in der Stimme, singt aber alles, ggfls. halt in einer eigenen Art. Tim Howar hat die klarere Stimme, sang alle Phil Collins Parts. BEIDE haben aber eine ganz große Stärke: sie können die absolute Rampensau geben, haben aber gar kein Problem damit, den Background zu singen oder sich einfach zurück zu ziehen.
Die restliche Band sind super gute Musiker, die einen hervorragenden Job abliefern, und trotzdem offensichtlich einen riesigen Spaß dabei haben (was aber auch daran liegt, das der gerade nicht beschäftigte Sänger öfters mal damit beschäftigt ist, die Kollegen zu ärgern). Gary Wallis trommelt mir da manchmal etwas zuviel durch die Gegend, aber letztlich fügt er sich in das Gesamtgebilde. Luke Juby ist glaube ich für jede Band eine Bereicherung, ich nehme an, der spielt alles, was Töne von sich gibt, und singen kann er auch noch.
Und Mike Rutherford: nun ja, er ist auch über 60, hat es aber geschafft, seine Band so zu verjüngen, das sie sowohl die alten Hits noch darbieten können, als auch sich als Band weiter entwickeln. Sein Spiel war immer grundsolide und präzise. Er war ja noch nie für ausschweifende Soli oder besonders virtuoses Spiel bekannt. Er wechselte auch hier (wie von Genesis jahrelang bekannt) immer wieder zwischen Bass und Gitarre und ließ Anthony Drennan den jeweils anderen Part übernehmen (ähnlich zu Daryl Stuermer bei Genesis). Problem bei KulturPur: der Techniker hatte zuviel Ehrfurcht vor Mike, daher war er immer etwas lauter, was nicht hätte sein dürfen. Mike Rutherford ist ein genialer Teamspieler, der sich überhaupt nicht in den Vordergrund spielen will.
Zum Abschluß dann aber doch noch eine herbere Kritik: den Refrain von Living Years vom Band (oder aus dem Synthie) kommen zu lassen ist in meinen Augen einfach mangelndes Selbstbewusstsein. Das kann das Publikum übernehmen 😀 Und ansonsten stellt man sich entweder einen Kinderchor auf die Bühne, oder man lässt es eben ganz. Genug gemeckert 😀
Danke an Simon für die Bilder (und den Biernachschub 😉 )
A Beggar on a beach of gold
Get up
Try to save me
Another cup of coffee
The Road (?)
Throwing it all away (Genesis)
This generation (Roachford)
All the light I need
Whenever I stop
Everybody gets a second chance
Silent running
Cuddly toy (Roachford)
Follow you follow me (Genesis)
I can´t dance (Genesis)
Living years
All I nee is a miracle
Encore:
Over my shoulder
Word of mouth